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Evidence zu Gast im Interview!

Wir sprachen mit Dilated Peoples' Evidence über seinen Status in der Szene, sein eigenes Label und weiteres...

Foto: Evidence

Interview mit Evidence (von den Dilated Peoples)

von Michael Bracher


HHJ: Mit „The Layover“ hast du eine EP abgeliefert, die in den Medien größtenteils ein positives Echo erfuhr. Es war unter anderem die Rede vom Beweis „des Glauben an die Gattung Hip-Hop“. Wie wichtig ist es für dich positive Resonanzen zu bekommen?

Evidence: Für mich ist es in erster Linie wichtig, dass ich eine ehrliche Resonanz bekomme. Wenn der Eindruck positiv ist, dann sollte man sich auch nicht scheuen eine positive Meinung kund zu tun. Falls dieser negativ sein sollte, dann gilt natürlich das Gegenteilige.

Was ich nicht mag sind Leute, die immer nur nach etwas negativem suchen. Ich glaube, wenn sie sich etwas Vergangenes in Erinnerung rufen, denken die auf einmal, dass auch etwas Schlechtes dabei sein muss.

Evidence

 

HHJ: Mit Songs wie „The Far Left“, „Rain or Shine“ oder „To be determined“ hast du gezeigt, dass deine künstlerische Reise noch nicht zu Ende ist. Wo führt dich diese Reise hin, zumal es den Anschein hat, dass du dir mit solchen Songs dein eigenes Denkmal in Sachen Rapskills meißeln würdest.

Evidence: Ehrlich gesagt versuche ich einfach nur mein Ding durchzuziehen. Vielleicht schaffe ich es, etwas zu sagen, was irgendjemand anderes vorher zwar schon einmal gedacht hat, aber eben bloß noch nicht über die Musik auszudrücken vermochte.

HHJ: Der Titel sagt eigentlich schon alles. Warum hast du beschlossen mit „The Layover“ die Wartezeit bis zur Veröffentlichung deines nächsten offiziellen Soloalbums zu überbrücken?

Evidence: Ich will eigentlich nur eine neue Marke aufbauen. Ich möchte, dass sich die Leute an meine „Quality control“ gewöhnen. Ich möchte keine „duds“ droppen.

HHJ: Im März 2007 erschien über ABB Records „The Weatherman“. Wie zufrieden bist du mit dem Album und den Resonanzen im Nachhinein?

Evidence: Ich mag, was das Album darstellt. Ich glaube, dass es ohne weiteres die Testzeit bestehen wird. Einige Platten „altern“ einfach nicht so gut. Ich glaube auch, dass diese Platte noch viele Jahre gespielt werden wird. Vor allem, weil es eine Independent-Veröffentlichung war und deshalb nicht die Aufmerksamkeit bekommen hat, die es eigentlich verdient gehabt hätte.

Evidence #2

HHJ: „Cats & Dogs“ wird dein zweites Album sein. Inwieweit wird sich dieses Album von „The Weatherman“ unterscheiden?

Evidence: Erwartet kein „The Weatherman 2“. Ich werde eine Menge von den gleichen Elementen haben, einfach weil ich nicht anders kann. Aber ich werde mich selbst herausfordern und seid euch sicher - ich werde kein „safe“ Album machen. Ich werde auch versuchen, dass ich im Vergleich zu den beiden letzten Veröffentlichungen mehr Songs selber produzieren werde.

Ich werde auf „Cats & Dogs“ auch viele neue Themen ansprechen; Themen von denen ihr nicht gedacht habt, dass sie überhaupt auf meinem Radar seien. Aber genug geredet. Die Musik wird hoffentlich ihr übriges sprechen!

HHJ: Steht hinter „Cats & Dogs“ ein bestimmtes Konzept oder gehst du einfach ins Studio und nimmst einen Track nach dem anderen auf?

Evidence: „Cats & Dogs“ bedeutet „Heavy Rain“ (zu Deutsch: heftige Regenfälle). Google es nach. Das ist eine sehr interessante Geschichte. Meine Soloplatten werden immer etwas persönliches sein, aber das ist eigentlich schon alles, was ich im Moment dazu aus dem Sack lassen möchte.

Ich sorge dafür, dass das Konzept durch die Erfahrung funktioniert. Da wird „Cats & Dogs“ sicher keine Ausnahme sein.

HHJ: Wie muss man sich die Herangehensweise für das zweite Album vorstellen?

Evidence: Das ganze ist ja noch in der Entstehung. Ich werde euch definitiv mehr dazu sagen können, sobald ich mit der Arbeit komplett durch bin.

HHJ: Was für einen Vibe benötigst du, wenn du ins Studio gehst, um ein neues Album aufzunehmen?

Evidence: Das ist völlig unterschiedlich. Ich brauche keine Kerzen und den ganzen Kram drum herum. Ich räume dazu einfach das Zimmer auf – welches normalerweise ein absolut totales Durcheinander ist und beginne mit dem Arbeiten. Ich hab’s aber gerne, wenn der Fernseher eingeschaltet ist, allerdings ohne Lautstärke. Eigentlich schau ich ja auch gar nicht so oft Fernsehen, aber die Stunden im Studio können manchmal ziemlich einsam sein.

HHJ: Inwieweit ist denn der Einfluß von Dilated Peoples auf dem Album wahrzunehmen?

Evidence: Ich bin Dilated Peoples. Also ist Dilated Peoples auch immer auf allem repräsentiert, was ich mache. Ich denke, Babu und Rakka würden vermutlich das gleiche sagen.

HHJ: Rapmusik hat sich ganz offensichtlich in Popmusik gewandelt. Worin siehst du die Gründe für diese Entwicklung? Oder denkst du das ist falsch?

Evidence: Ja, diese Feststellung leuchtet mir natürlich ein. Es ist eben ein riesiges Geschäft geworden. Ich fahre auch nicht auf alles ab. Ich mag aber z.B. auch Popmusik. Jede Musik hat seine Zeit und Daseinsberechtigung. Wenn ich im Striplokal sitze, dann will ich keinen Mr. Slow Flow hören, sondern irgendwas, was in der Top10 der Billboard Charts ist. Meine Musik z.B. hat seine Zeit, wenn sie im IPod oder im Auto gespielt wird oder wenn man gerade dabei ist sein Apartment aufzuräumen.

HHJ: ... trotzdem hast du nun dein eigenes Label “Taylor Made Records” gegründet...

Evidence: Ja, das ist richtig. Ich habe mein eigenes Label gegründet und diesen unglaublich guten Rapper/Produzenten namens Evidence unter Vertrag genommen... (lacht)

HHJ: Was steckte hinter der Absicht ein eigenes Label zu gründen? Wie kam es zu diesem Namen?

Evidence: Ich bin ein „Tailor“ (zu Deutsch: Schneider) und ich bin ein Taylor. Der Nachname meiner Mutter lautet Taylor und ich schneide Musik nach Maß... also ist „Taylor Made“ der perfekte Name.

HHJ: Auf welche Art und Weise hilft dir bei deinen Labelabsichten das New Yorker Label Decon Records – unter anderem das (Vertriebs-) Heimat von Künstlern wie 88 Keys, Aceyalone, Alchemist und Plantlife? Welche Rolle spielt Decon Records / Media dabei?

Evidence: Ich wollte ja diese EP machen und Decon war gerade dabei diese „Never not Fresh“ EP-Serie auf den Weg zu bringen – also dachte ich, das wäre doch eine coole Sache solange ich an meinem nächsten Album arbeite.

Übrigens, weder Alchemist noch ich sind bei Decon Records unter Vertrag. Ich pflege schon seit zig Jahren eine gute Beziehung zu Decon Records und habe mit erlebt wie sie gewachsen sind. Also haben wir uns zusammengetan um die „The Layover EP“ zu veröffentlichen, indem sie tatkräftig mitgeholfen haben bei dieser ganzen Multimedia Sache – die sechs Videos von den insgesamt neun EP-Songs.

HHJ: Bereiten dir die nach wie vor sinkenden Verkaufszahlen keine Sorgen? Ein eigenes Label bedeutet schließlich auch mehr Arbeit.

Evidence: Ich bin der Meinung, dass sich wirklich gute Musik immer seinen Weg zu den Leuten finden wird. Ich arbeite an meiner eigenen Marke von Grund auf... und das ist einfach der beste Job der Welt. Diese Soundscan Sache ist da echt das letzte, woran ich denke, wenn ich Musik mache.

HHJ: Wie steht es momentan um Dilated Peoples?

Evidence: Da bin ich mir gar nicht so sicher. Musik ist etwas, was man nicht erzwingen kann, Wenn die Zeit reif ist, werden wir sicher wieder neue Musik machen.

HHJ: Geplant war auch ein Album zusammen mit deinem “Stiefbruder” Alchemist. Wie steht es darum? Ist das Projekt schon konkretisiert?

Evidence: Es ist noch zu früh, um darüber überhaupt zu reden. Wir haben aber schon einige tolle Sachen geplant.

HHJ: OK, dann lass uns kurz zu den „Word associations“ kommen.

Größte Angst? Fick Angst – das ist das Problem der anderen Jungs.

Hip Hop? Hip hop is a very miss represented word.

Dilated Peoples? Klasse Act!

Politik? ... und Bockmist.

Barack Obama? Wir werden sehen. I am happy for the record.

Geld? Ruiniert Freundschaften!

Lieblingsessen? Korean Bbq

Lieblingsfilm? „Almost famous“

Lieblingsproduzent? DJ Khalil